Best 3 quotes of Franz Walter on MyQuotes

Franz Walter

  • By Anonym
    Franz Walter

    Die Arbeiterbildner der Weimarer Republik […] sorgten sich während der ganzen Zeit ihres Tuns, dass ihre kleine Elite, ausgestattet mit dem geistigen Rüstzeug der Bildungskurse, am Ende nicht wie ein Sauerteig in der eigenen Klasse fortwirkte, um diese insgesamt zu heben, sondern den individuellen Aufstieg versuchen könnte. Dann hätte ausgerechnet die Arbeiterbildung durch erfolgreiche kognitive Vermittlung die Besten von der Arbeiterklasse gelöst und entfremdet, was dem Grundanliegen – der Emanzipation der gesamten Klasse – schroff zuwiderlief.

  • By Anonym
    Franz Walter

    Die Unzulänglichkeiten ihres Herkunftsmilieus [der Arbeiterschaft], sich in Sprache und Kultur der mittleren und höheren Schichten ausdrücken zu können, erschwerten ihren Aufstieg – und trugen dazu bei, dass sich die sozialen Parvenüs oft geradezu demonstrativ nach unten abgrenzten, um in der Lebenswelt oben willkommen geheißen zu werden. Wohl auch deshalb nahm der spätere Bundeskanzler Schröder den Brioni so wichtig. Störend dabei war, dass der Übereifer in der Adaption der neuen Lebensmaximen die frühere soziale Inferiorität erst recht offenlegte und so auf die Unsicherheit im Stil hinwies; hier machte sich eine von den traditionellen Eliten robust errichtete Sperre bemerkbar, welche die social climbers trotz – besser: gerade wegen – ihres angestrengten Tuns nicht überwinden konnten.

  • By Anonym
    Franz Walter

    So blieb [den individuellen Aufsteigern aus dem Arbeitermilieu] allein die Imitation der Verhaltensweisen und Ideologien von der mindestens heimlich bewunderten privilegierten Schicht, in die einzutreten schließlich Ziel des langen Weges war. Doch das Original mag den Nachahmer nicht, verhält sich bestenfalls gönnerhaft-spöttisch, von oben herab. Der Kopierende gibt sich alle erdenkliche Mühe, wird oft gar zum aggressiven Apologeten des Vorbildes, was – so Norbert Elias – »zu ganz spezifischen Verkrümmungen des Bewußtseins und der Haltung« führt. Der sozialdemokratische Kotau vor den Imperativen der Privatisierung, der finanzkapitalistischen Entgrenzungen, der Steuerbefreiung für Kapitalinvestoren in den Jahren 1999-2005 – er mag damit zu tun haben.